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GSP + Medien Luxemburger Wort

 Den GSP an den Medien 2019

Wenn Helfer Hilfe brauchen

Für Einsatzkräfte besteht erhöhtes Risiko, an Posttraumatischer Belastungsstörung zu erkranken

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Isabelle Faber, Sara Gomes, Patrick Friedgen (v.l.n.r.): Seit der Reform der Rettungsdienste im vergangenen Juni

ist die Farbe des Groupe de support psychologique nicht mehr grün, sondern violett.

VON MAXIMILIAN RICHARD

Rund um die Uhr sind sie im Namen der Sicherheit im Einsatz. Das verlangt den Rettungskräften viel ab – auch psychisch. Doch wer kümmert sich um die Helfer, wenn es ihnen zu viel wird?

Ob bei einem Verkehrsunfall, einem Brand oder einem Zugunglück: Im Notfall kann man auf die Männer und Frauen des Corps grand-ducal d’incendie et de secours (CGDIS) zählen. Bei ihren Einsätzen erleben sie regelmäßig Dinge, die den meisten Bürgern erspart bleiben. Sie helfen schwer verletzten Menschen, kämpfen dabei oft gegen die Zeit, bergen Tote oder setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel.

Diese Erfahrungen gehen nicht spurlos an den Rettungskräften vorbei. Wie mehrere Studien aus Deutschland zeigen, haben die Einsatzkräfte deshalb ein deutlich erhöhtes Risiko, eine Posttraumatische Belastungsstörung, eine psychologische Erkrankung, zu entwickeln. Doch wer kümmert sich um die Retter, wenn es ihnen nicht mehr gut geht?

Eben mit diesem Ziel wurde 1997 der Groupe de support psychologique (GSP) ins Leben gerufen, dessen Mitglieder seither bei Unglücken nicht nur den Betroffenen und Hinterbliebenen, sondern auch den Einsatzkräften zur Seite stehen.

Nicht immer sind es aber die schlimmen Unfälle und Bilder, die bei den Rettungskräften ein Trauma auslösen. Vielmehr sind es mehrere kleine Dinge und Probleme, die zusammenkommen, die sich anstauen – dabei spielt auch das Privatleben eine Rolle, betont Patrick Friedgen, der Leiter des GSP. Denn alle diese Faktoren beeinflussen die psychologische Widerstandsfähigkeit der Helfer – das Können mit Stresssituationen umzugehen. An einem schlechten Tag kann dann ein einzelnes, sonst vielleicht unbedeutendes Ereignis zu starken psychologischen Belastungen führen: Mal reicht das Gefühl, bei einem Einsatz einer Gefahr ausgesetzt gewesen zu sein, ein anderes Mal der Anblick einer Schnittwunde.

Oft sei dabei auch entscheidend, wie sehr sich ein Helfer mit einem Opfer identifiziert – etwa wenn es sich um einen Bekannten handelt oder eine Situation, die die Rettungskraft an etwas Bestimmtes erinnert. „In solchen Momenten verliert man seine Schutzmechanismen, ist persönlich getroffen.“ Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann entstehen.

Um dies zu vermeiden, können die Einsatzkräfte sich zu jeder Zeit an den GSP wenden. Selbstverständlich sei dieser Schritt aber längst nicht für jedes Mitglied des CGDIS. Es falle den Rettungskräften nicht immer leicht, sich Probleme einzugestehen, so Patrick Friedgen.

Eine Stütze für die Helfer

Langsam, aber sicher steigt die Anzahl der Interventionen, erklärt Isabelle Faber vom GSP. 27 Einzelgespräche führten die freiwilligen Helfer im vergangenen Jahr – sie machten somit etwa zwölf Prozent aller Einsätze aus. Dabei geht es vor allem darum, den Rettungskräften eine Stütze zu sein. „Wir sind keine Psychologen – wir machen keine Therapie“, betont Faber.

Oft seien die Gespräche bereits ausreichend, um schwerwiegenderen psychologischen Problemen vorzubeugen – in manchen Fällen findet aber nach einigen Wochen ein zweites Treffen statt. Bei Bedarf werden die Betroffenen an eine Hilfsstelle weitergeleitet. Die Gespräche werden aber in jedem Fall absolut vertraulich behandelt.

Bei besonders schwierigen Einsätzen organisiert der GSP auch Interventionen, an denen alle beteiligten Rettungskräfte teilnehmen können. Dabei wird das Erlebte nochmals innerhalb einer Gruppe besprochen, jeder hat nochmals die Möglichkeit, sich auszudrücken.

Es sei wichtig, den Betroffenen zu vermitteln, dass auch Rettungskräfte nur Menschen sind. „Sie müssen verstehen, dass sie normale Reaktionen auf anormale Umstände zeigen“, sagt Isabelle Faber. Um die Helfer auf schwierige Einsätze und solche Emotionen vorzubereiten, erhalten sie während ihrer Ausbildung auch entsprechende Schulungen.

Doch nicht nur die Arbeit der Rettungskräfte ist mit psychologischen Belastungen verbunden. Auch die Einsätze des GSP fordern den Helfern viel ab. Denn bei einem Großteil der Interventionen sind die Mitglieder mit dem Tod eines Menschen konfrontiert. „Wir legen deshalb sehr viel Wert auf eine gute Hygiène mentale“, betont Isabelle Faber.

„Wir müssen mitfühlen, dürfen aber nicht mitleiden“, erklärt Sara Gomes. Die junge Frau ist seit rund zwei Jahren Mitglied der Gruppe. Um sicherzugehen, dass die Helfer stets eine gewisse Distanz wahren können, sind sie bei den Einsätzen nie alleine – mindestens zwei Personen sind immer anwesend. „So können wir gegenseitig aufeinander achten und wenn nötig eingreifen“, so Gomes. Nach jedem Einsatz müssen die Helfer zudem einen Bericht für die Statistik verfassen. Dies helfe zusätzlich, mit dem Erlebten abzuschließen.

Für die Mitglieder sind zudem drei Supervisionen im Jahr Pflicht. Bei diesen Treffen reden die Helfer unter professioneller Aufsicht über ihre Erfahrungen und tauschen sich gegenseitig aus.

Aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt können die Freiwilligen sich an die Verantwortlichen der Gruppe wenden. „Wenn nötig vermitteln wir sie weiter, sodass sie extern betreut werden können“, so Faber.

Freiwillige vor

Der Groupe de support psychologique (GSP) sucht nach Verstärkung.

Die Basisausbildung für die angehenden freiwilligen Helfer umfasst 120 Stunden

und erstreckt sich über zwei Jahre. Bewerbungen können unter der

E-Mail-Adresse  eingereicht werden. Mehr Informationen unter:

suppsy.lu

 

De Groupe de support psychologique ass dann och an den nationale Suizidpreventiounsplang matagebonnen.

Luxemburger Wort vom Montag, 4. März 2019