Im Gespräch mit Krisenmanager Yves Legil nach seinem Erdbebeneinsatz im Nepal – April 2015
Im Gespräch mit Krisenmanager Yves Legil nach
seinem Erdbebeneinsatz im Nepal – April 2015
Interviewpartner: Yves Legil, Mitglied des HIT*-Teams, der GSP* Luxemburg und Feuerwehr
Fragen: Lilly Eischen, GSP-Mitglied und Mitarbeiterin im PsyCris-Projekt
L.E.: Nach deinem Einsatz vor ca. 3 Wochen im Nepal nach dem verheerenden Erdbeben wäre es interessant etwas über deine Erfahrungen zu hören die du vor Ort gemacht hast.
Y.L.:
Wir waren ein vierköpfiges Team aus Luxemburg, welches im Auftrag des World-Food-Programm und im Rahmen des „Telecommunication Clusters“ die Aufgabe hatte, so schnell wie möglich die Internetkommunikation für alle „Partner“ (Rettungskräfte) herstellen, welche vor Ort Hilfe leisten. Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti, hat es sich herausgestellt, dass gerade die Kommunikation von grosser Wichtigkeit ist, um die benötigte und richtige Hilfe anfordern und koordinieren zu können.
Luxemburg hat sich in diesem Kontext auf eine Internetlösung von „Emergency.lu“.spezialisiert, welche innerhalb von 2-3 Stunden steht; die herkömmlichen Systeme benötigen immer noch 2-3 Tage bis sie operationell sind.
Wir kamen ca 49 Stunden nach dem Erdbeben im Nepal an. Dabei waren wir insgesamt 1 Tag in Indien blockiert, da der Flughafen in Katmandu komplett überlastet war.
Es dauerte 5 Tage lang, bis wir vor Ort zum Einsatz ins Krisengebiet selbst geschickt wurden. In der Zwischenzeit halfen wir die Internetverbindungen innerhalb von Katmandu wieder herzustellen, aber auch LKWs entladen und Zelte aufrichten. Das Problem war, dass es schwierig war eine Einschätzung der Gesamtsituation und der genauen Schadenslage zu machen und zu definieren wo die Hilfe prioritär benötigt wurde. Anfangs standen nur 4 Helikopter zur Verfügung, was nicht ausreichte um die Situation des gesamten Landes schnellstmöglich zu erfassen. Katmandu selbst war vom Erdbeben kaum betroffen während andere Regionen, wie z.B. Chautara (knapp 100 km von Katmandu entfernt), wo wir zum Einsatz kamen, praktisch komplett in Schutt lagen.
Wir begaben uns in 2er Teams zu unterschiedlichen Orten in Chautara. Chautara ist eine Kleinstadt. Es führt nur eine einzige Strasse dorthin. Der Ort war schlecht zugänglich und längere Zeit von der Zivilisation abgeschnitten da die Strasse verschüttet und nicht mehr befahrbar war. In der Kleinstadt selbst stand kaum noch ein Stein auf dem anderen, die wenigen Häuser die noch standen waren baufällig und weder begehbar noch bewohnbar.